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Nationalismus: Nationalismus ist ein Gefühl des nationalen Bewusstseins, der Loyalität oder der Treue gegenüber dem eigenen Land. Er wird oft mit dem Glauben an die nationale Souveränität und das Recht auf Selbstbestimmung in Verbindung gebracht.

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Anmerkung: Die obigen Begriffscharakterisierungen verstehen sich weder als Definitionen noch als erschöpfende Problemdarstellungen. Sie sollen lediglich den Zugang zu den unten angefügten Quellen erleichtern. - Lexikon der Argumente.

 
Autor Begriff Zusammenfassung/Zitate Quellen

Politische Theorien über Nationalismus - Lexikon der Argumente

Gaus I 259
Nationalismus/Politische Philosophie/Kukathas:
Margaret Moore: Laut Margaret Moore ist Nationalismus "ein normatives Argument, das der nationalen Mitgliedschaft sowie der vergangenen und zukünftigen Existenz der Nation einen moralischen Wert verleiht und die Nation mit einem bestimmten Heimatland oder Teil der Welt identifiziert" (2002(1): 5).
>Nationalismus/Moore
.
MooreVsKymlicka/MooreVsMargalit/MooreVsRaz: In dieser Hinsicht steht Moores Darstellung im Widerspruch zu den Argumenten liberaler Nationalisten wie Kymlicka, Margalit, Raz und Yael Tamir, die Nationalität in der Kultur begründet sehen (Kymlicka, 1995a(2); Raz, 1994;(3) Margalit und Raz, 1990(4); Tamir 1993(5)).
Goodin: Sie hat vielleicht mehr gemeinsam mit Goodins (1997)(6) Vorschlag, dass Gruppenbindung am besten mit Bayes'schen Begriffen erklärt werden kann, als Konventionen, die aus der mangelnden Bereitschaft der Menschen entstehen, knappe Ressourcen auszugeben, um die Vorurteile und Vorannahmen in Frage zu stellen, mit denen sie in ihren eigenen Gruppen aufwachsen (für eine ähnliche Analyse siehe Kukathas, 2002)(7).
Definition/Wurzeln: Die Definition und auch die Quellen des Nationalismus sind sehr umstritten, wobei einige ihn als das Produkt der Moderne und andere als deren Ursache ansehen. (Siehe die unterschiedlichen historischen Darstellungen von Gellner, 1983(8); Greenfeld, 1992(9); und Anderson, 1993(10)).
Individualismus/Anerkennung/Kukathas: Der Wunsch jedes Einzelnen, als anders und unverwechselbar anerkannt zu werden, führt zu der Forderung nach einer Politik des Multikulturalismus - einer Politik, die Vielfalt anerkennt und toleriert, ja sogar ermutigt und ehrt. Doch die Politik der Vielfalt kann ihrerseits zu einer Forderung nach politischer Trennung und zur Entstehung von Gemeinschaften führen, in denen Vielfalt keinen Platz hat. Die Frage, wie die Vielen als eine Einheit leben können, bleibt eine herausragende Frage in der politischen Theorie.
>Individualismus, >Gemeinschaft, >Gesellschaft.
Rechtfertigung/Begründbarkeit: In ähnlicher Weise ist die Frage der Rechtfertigung des Nationalismus unter politischen Theoretikern viel diskutiert worden.
Liberalismus: Insbesondere unter liberalen Theoretikern wird der Nationalismus mit Misstrauen betrachtet, da seine Betonung von Gemeinschaft und Zugehörigkeit im Widerspruch zu liberalen Bekenntnissen zu individuellen Rechten und zu Freiheit und Gleichheit als universelle Werte steht.
>Liberalismus.
Häufig neigen sie dazu, ihm nur eine eingeschränkte Unterstützung zu geben (siehe McMahan, 1997(11); Hurka, 1997(12); Lichtenberg, 1997(13)). Liberale Theoretiker (aber nicht nur liberale Theoretiker) haben jedoch zunehmend begonnen, nationalistische Bestrebungen mit größerer Sympathie zu betrachten (Tamir 1993(5); Kymlicka, 1995a(2); Kymlicka, 2001(14): 203-89).
Kukathas: Dies hat dazu geführt, dass die Ansprüche auf die Staatsangehörigkeit in zweierlei Hinsicht neu überdacht wurden.
1) (...) es gibt den Anspruch auf nationale Selbstbestimmung, oft verbunden mit Forderungen nach Unabhängigkeit oder Sezession.
2) (...) es gibt den Anspruch auf die Bedeutung des Nationalitätsprinzips für den Zusammenhalt des Staates und insbesondere für das Streben nach liberalen Werten.
>Staatsangehörigkeit.
Beide Arten von Argumenten zur Verteidigung der Nationalität offenbaren wichtige Wertkonflikte, mit denen sich die politische Theorie - und insbesondere die liberale Theorie - nach wie vor auseinandersetzt.
>Selbstbestimmung/Politische Theorien.

1. Moore, Margaret (2002) The Ethics of Nationalism. Oxford: Oxford University Press.
2. Kymlicka, Will (1995a) Multicultural Citizenship: A Liberal Theory of Minority Rights. Oxford: Oxford University Press.
3. Raz, Joseph (1994) 'Multiculturalism: a liberal perspective'. In his Ethics in the Public Domain. Oxford: Clarendon, 155—76.
4. Margalit, Avishai and Joseph Raz (1990) 'National self- determination'. Journal of Philosophy, 87:439—61.
5. Tamir, Yael (1993) Liberal Nationalism. Princeton, NJ: Princeton University Press.
6. Goodin, Robert E. (1997) 'Conventions and conversions, or why is nationalism sometimes so nasty?' In Robert McKim and Jeff McMahan, Hrsg., The Morality of Nationalism. Oxford: Oxford University Press, 88—106.
7. Kukathas, Chandran (2002) 'Equality and diversity'. Politics, Philosophy and Economics, 1 (2): 185-212.
8. Gellner, Ernest (1983) Nations and Nationalism. Ithaca, NY: Cornell University Press.
9. Greenfeld, Liah (1992) Nationalism: Five Roads to Modernity. Cambridge, MA: Harvard University Press.
10. Anderson, Benedict (1993) Imagined Communities: Reflections on the Origin and Spread of Nationalism. New York: Verso.
11. McMahan, Jeff (1997) 'The limits of national partiality'. In Robert McKim and Jeff McMahan, eds, The Morality of Nationalism. Oxford: Oxford University Press, 107-38.
12. Hurka, Thomas (1997) 'The justification of national partiality'. In Robert McKim and Jeff McMahan, Hrsg., The Morality of Nationalism. Oxford: Oxford University Press, 139-57.
13. Lichtenberg, Judith (1997) 'Nationalism, for and (mainly) against'. In Robert McKim and Jeff McMahan, Hrsg., The Morality of Nationalism. Oxford: Oxford University Press, 158-75.
14. Kymlicka, Will (2001) Politics in the Vernacular: Nationalism, Multiculturalism, and Citizenship.
Oxford: Oxford University Press.

Kukathas, Chandran 2004. „Nationalism and Multiculturalism“. In: Gaus, Gerald F. & Kukathas, Chandran 2004. Handbook of Political Theory. SAGE Publications

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Zeichenerklärung: Römische Ziffern geben die Quelle an, arabische Ziffern die Seitenzahl. Die entsprechenden Titel sind rechts unter Metadaten angegeben. ((s)…): Kommentar des Einsenders. Übersetzungen: Lexikon der Argumente
Der Hinweis [Begriff/Autor], [Autor1]Vs[Autor2] bzw. [Autor]Vs[Begriff] bzw. "Problem:"/"Lösung", "alt:"/"neu:" und "These:" ist eine Hinzufügung des Lexikons der Argumente.
Politische Theorien

Gaus I
Gerald F. Gaus
Chandran Kukathas
Handbook of Political Theory London 2004

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